Verbrecherjagd auf digitaler Spur

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WISSENSCHAFT

Krimi-Jubiläum an der Hochschule Mittweida: Seit zehn Jahren lehrt Prof. Dirk Labudde hier einen Mix aus Forensik, Biologie und Informatik. Seine Gutachten sind ebenso begehrt wie seine Absolventen. Ein Besuch beim Star der Digitalen Forensik

Dirk Labudde, 58, studierte Physik. Seit 2014 ist er Professor für Digitale Forensik in Mittweida
Links:Michele-Nadine Wagner, Mitarbeiterin an Labuddes Lehrstuhl, bereitet eine Blutspurenanalyse vor. Rechts: eine Blutprobe vom Labor-Tatort
FOTOS: SuperIllu/Sebastian Krüger, dpa Picture-Alliance/Hendrik Schmidt (7)

Ein Toter liegt am Boden, aus seinem Kopf strömt Blut. Studenten nehmen Proben davon, die sie sogleich auswerten. Schnell ist das Ergebnis der digitalen Musteranalyse da: In diesem Fall handelt es sich um Schweineblut.

Professor Dirk Labudde, der diesen klassischen „Tatort“ für seine Studenten in einem Labor der Hochschule Mittweida konstruiert hat, erklärt: „Meine Studenten lernen, Zusammenhänge herzustellen zwischen der analogen und digitalen Forensik. An jedem Tatort lassen sich Brücken schlagen. Hier haben wir mal mit analogen Befunden, nämlich Blutproben, eine digitale Datenbank gefüttert. Aber es geht auch andersherum, dann übertragen wir digitale Spuren, etwa Handydaten, in analoge Beweise.“

Das Digitale ist heute der Schlüssel bei vielen Ermittlungen. Jeder hinterlässt immerzu digitale Spuren, wenn man online ist, oder auch nur, wenn man das Handy in der Tasche mit sich herumträgt. Aber: Nicht alle Ermittler können alle digitalen Spuren deuten.

Sherlock Holmes löste einst seine Fälle, weil er so blitzgescheit war - heute beauftragen Staatsanwaltschaften aus ganz Deutschland den Mittweidaer Professor mit Gutachten zu laufenden Ermittlungen. Labudde und sein Team bearbeiten ständig vier bis fünf aktuelle Fälle. Fast immer kann danach der Kreis der Verdächtigen eingrenzt, der Tathergang erklärt oder zumindest ein wichtiger Hinweis gegeben werden.

Einer der spektakulärsten Fälle war im letzten Herbst der Prozess um den Musiker Gil Ofarim: Labudde und seinen Mitarbeitern gelang es, Ofarim der Lüge zu überführen, als er 2021 behauptet hatte, wegen einer Davidstern-Halskette in einem Leipziger Hotel antisemitisch beleidigt worden zu sein. Die Nachstellung der Situation mit Schauspielern und die forensische Auswertung der Überwachungsvideos ergab:Nein, Ofarim kann eine solche Kette nicht sichtbar getragen haben ...

2014 wurde Labuddes Lehrstuhl in Mittweida gegründet, die Zahl seiner Studenten ist seither stetig gewachsen. Seit der ursprüngliche Bachelor-Kurs um einen Master-Studiengang für Cybercrime/Cybersecurity ergänzt wurde, hat Labudde stets über 600 Studenten. Pro Semester bewerben sich rund 300 Interessenten, aber nur 130 bis 140 dürfen anfangen. Je zur Hälfte sind es Männer und Frauen, wobei Letztere durchschn

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