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Überall heißt es, es bräuchte nur die richtigen positiven Affirmationen, um happy zu sein. Aber nein, die machen eher unzufrieden, sagt ein Experte, der alle Philosophien und Studien kennt. Er erklärt, wie man mit Sinn für die Wirklichkeit wirklich glücklich wird

INTERVIEW: DANIJELA PILIC

LICHTBLICK FÜR REALIST*INNEN Wer mit kühlem Kopf durch die Welt geht, ist glücklicher, fand auch eine britische Studie der University of Bath heraus.
Denn diese Menschen werden weder von zu hohen Erwartungen enttäuscht, noch sehen sie alles schwarz. So treffen Realist*innen übrigens auch bessere Entscheidungen im Job und bei Finanzthemen
FOTO: CAROLYN LAGATTUTA/STOCKSY

Was wäre, wenn positives Denken und unermüdlicher Optimismus eben nicht der Schlüssel zum Glück wären, sondern ein großer Teil des Problems? Der britische Feuilletonist, Kolumnist und Autor Oliver Burkeman ist davon überzeugt und beschreibt deshalb in seinem neuen Buch „Das Glück ist mit den Realisten: Warum positives Denken überbewertet ist“, wie uns der Optimismus-Wahn unglücklich macht. Oliver Burkeman, der mit seiner berühmten „The Guardian“-Kolumne bereits jahrelang unterschiedlichste Selbsthilfe-Ansätze, Psychologie und die Wissenschaft des Glücks untersuchte und auch selbst ausprobierte, recherchierte für sein neues Buch jetzt auch philosophische und religiöse Ansätze wie Stoizismus und Buddhismus, machte Experimente und Reisen: zu unterschiedlichen Menschen, die einen, wie er es nennt, „negativen Pfad“ zum Glück gewählt haben. Es ist nämlich, argumentiert

Oliver Burkeman, gerade unser ständiges Bemühen, alles Negative zu beseitigen. Aber dies sei genau die Ursache dafür, dass wir uns so unsicher, ängstlich, verzweifelt oder unglücklich fühlen …

Herr Burkeman, Ihr Buch heißt auf Englisch „Das Gegengift“ und lehnt sich gegen den Kult des Optimismus und den Zwang zum positiven Denken auf. Warum eigentlich?

Während ich jahrelang „This column will change your life“ für „The Guardian“ geschrieben habe, ist mir aufgefallen, wie viele Selbsthilfe-Ansätze nicht nur nicht funktionieren, sondern das Problem eigentlich verschlimmern. Und die Ansätze, die helfen, haben eines gemeinsam: Sie versuchen nicht, durch Willenskraft oder positive Gedanken negative Emotionen zu verdrängen. Vielmehr versuchen sie, negative Zustände, also zum Beispiel Unsicherheit, Ungewissheit, Traurigkeit oder Versagen, mit Interesse, ja sogar Akzeptanz zu begegnen.

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