„ENDLICH KENNT MAN UNSERE NAMEN!“

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Giulia Gwinn ist Profi-Sportlerin, Influencerin und beliebtes Testimonial. Den Frauenfußball hat sie vom Abseits ins Rampenlicht geschossen – und ist deshalb, WM hin oder her, schon lange unsere Gewinnerin

TEXT: SINAH HOFFMANN

GIULIA GWINN

AUSGEZEICHNET Für ihre Spielkünste bei der Weltmeisterschaft 2019 erhielt Giulia Gwinn als „beste junge Spielerin“ den Young Talent Award der FIFA
FOTOS: SOCCERBIBLE (1), GETTY IMAGES (1), @GIULIAGWINN (2)

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Wenn sie einmal Tempo aufnimmt, ist sie kaum aufzuhalten. Blitzschnell fegt sie über den Rasen, dribbelt geschickt durch die gegnerischen Reihen, dreht sich um die eigene Achse und kickt den Ball nicht nur mit dem Fuß, sondern auch mit dem Kopf millimetergenau in die richtige Richtung. Giulia Gwinn, die seit 2019 beim FC Bayern München unter Vertrag steht, ist eine der besten Spielerinnen im deutschen Frauenfußball und spätestens seit der Europameisterschaft im vergangenen Jahr, bei der sich das DFB-Team mit ihrer Hilfe überraschend den zweiten Platz erkickte, auch sein bekanntestes Gesicht. Bei der WM vom 20. Juli bis 20. August, die in Australien und Neuseeland stattfindet, galt sie als große deutsche Hoffnung – auch wenn Ende Mai (kurz vor Redaktionsschluss) klar wird, dass sie nicht mitfahren kann.

Wie ein Hype entstand

Juli 2022: Knapp 18 Millionen Zuschauer*innen verfolgten das Finale der Frauen-Elf gegen England im ausverkauften Wembley-Stadion vor den deutschen Bildschirmen. Eine Rekordquote in einem Land, das Fußball zur Leitkultur erkoren hat und Spieler verehrt wie Götter – aber nur, wenn sie männlich sind. Der couragierte Auftritt der Mannschaft um Trainerin Martina Voss-Tecklenburg löste erstmals einen regelrechten Hype in der Gesellschaft aus. „Wir haben mit Fleiß und Disziplin den Frauenfußball in Deutschland auf ein neues Level gehoben und uns die Aufmerksamkeit verdient. Endlich kennt man unsere Namen“, ruft Giulia Gwinn in den Telefonhörer und klingt dabei so freudig, als hätte sie den Jubel der Tausenden Fans noch im Ohr, die das Team auf dem Römer in Frankfurt in Empfang nahmen.

Null Fair Play bei der Bezahlung der Frauen

Ihre Popularität strahlt mittlerweile über den Fußballrasen hinaus. Auf Instagram folgen Giulia Gwinn mehr als eine halbe Million Menschen, und große Unternehmen wie Audi, Nike, und Lancôme reißen sich um lukrative Werbedeals mit der flinken Abwehrspielerin. Sie kann mittlerweile gut von ihren Einkünften leben. Was nicht selbstverständlich ist. Von Gleichberechtigung und Equal Pay ist die deutsche Fußballwelt noch weit entfernt.

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