SO GUT WIE MEINS

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UNSERE KINDERLIEBE AUTORIN HAT SICH GEGEN EIGENE KIDS ENTSCHIEDEN – IST HEUTE RICH AUNTIE STATT HAPPY MAMA. WAS ES DAMIT AUF SICH HAT UND WIE ES DAZU KAM, ERKLÄRT SIE HIER

TEXT: MELANIE JASSNER

SCHÖN BEI DIR Eine Tante gilt oft als „zweite Mutter“, die lockerer ist als die leibliche, der man alles erzählen kann, die aber auch mal sanft in die richtige Richtung weist
FOTO: AUDSHULE/STOCKSY

Drei Rabauken mit Steinschleuder in der Hosentasche, dazu ein cooler schlauer Kerl als Vater – Happy Funny Family, das war das Bild, das ich von meiner Zukunft sah, als ich mit 14 Jahren, den Himmel und seine weiße Bertolt-Brecht-Wolke im Blick, auf der Wiese lag und mit meiner besten Freundin von der Zukunft träumte. „Ich will Mama sein, aber auch als Journalistin arbeiten. Am liebsten im Ausland. Und irgendwann mache ich einen Pilotenschein. Ich will ganz viel Leben in meinem Leben. Und Liebe“, rief ich in die Dichterwolke.

VON LIEBE UMGEBEN

25 Jahre später ist all das eingetroffen. Nur anders. Ich habe keine eigenen Kinder. Dafür zwei Nichten, einen Neffen, ein Patenkind und so viele Eltern im Freundeskreis, dass da immer ein Knirps wäre, den man behüten und bespaßen könnte. Wenn denn Zeit bliebe. Denn ich arbeite als Journalistin, bin viel auf Achse, der Pilotenschein ist gar nicht so fern.

Ich lebe, wie ich es mir immer erträumt habe – nur die leiblichen Kinder fehlen. Ein Puzzleteil des Lebens, das mir früher als essenziell erschien, ist auf dem Lebensweg nicht verloren gegangen, sondern hat sich neu geformt.

Ich bin eine Rich Auntie statt Happy Mama geworden. Rich was? Rich Auntie (zu Deutsch: reiche Tante) bezeichnet eine Bewegung, die 2020 von der Schriftstellerin Rachel Elizabeth Cargle in den USA initiiert wurde, um einen Lebensentwurf zu zelebrieren, der zwar schon länger existiert, aber noch keinen Namen hat: Rich Aunties sind Frauen, die sich dafür entschieden haben, keine eigenen Kinder zu bekommen. Sie leben ihre Kinderliebe als Tanten – verwandt oder wahlverwandt – aus, sind quasi Mamas delight.

IN BESTER GESELLSCHAFT

Wer die Community sucht, findet sie auf Insta unter @richauntiesupreme. Zu den Vorbildern zählt etwa auch Oprah Winfrey. „Rich“ steht hier aber nicht für monetären Reichtum – auch wenn das bei der US-Talkmasterin zutrifft –, sondern für den Reichtum, sein Leben komplett selbstbestimmt zu leben, ohne Liebe und Geborgenheit zu missen. Denn das Vorurteil, das kinderlosen Frauen by choice gern mal anhaftet: Sie seien herzlose Wesen, deren Egoismus so ungesund ist wie Fast Food. Dieses Image wird von den Rich Aunties ein fü

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