BERAUSCHENDER SOMMER

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Kaum scheint die Sonne, haben wir Lust auf Exzess. Warum unser Hirn den Sommer mit Alkohol und Zigaretten verknüpft und wie man das aufglimmende Suchtgedächtnis im Keim erstickt

TEXT: SINAH HOFFMANN

IS(S) NICHT WAHR Tatsächlich gibt es Essen, die das Rauchverlangen indirekt mindern: Fisch, Nüsse und grünes Gemüse etwa – das enthaltene Omega-3 stärkt das Nervensystem sowie Stressresistenz
FOTO: SHUTTERSTOCK/OFFSET

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after-Work-Dates auf der Dachterrasse, lauschige Abende auf dem WG-Balkon oder Grillen mit Freund*innen am See – im Sommer gibt es unzählige Anlässe, bei denen die Gläser klirren und wir das schöne Leben mit Champagner und Aperol begießen. Und spätestens nach dem zweiten Drink schmeckt vielleicht sogar die Zigarette wieder großartig, obwohl wir seit Jahren nicht mehr rauchen. Warum wir gerade im Sommer so gern auf unsere Gesundheit pfeifen, eine Apfelschorle im Biergarten nicht kickt und wann viel zu viel wird, erklärt die Suchtmedizinerin Dr. Jarmila Möws im Interview.

Frau Möws, warum schlagen wir eigentlich gerade im Sommer so gern über die Stränge?

In unserem Kulturkreis gehört Alkohol häufig zu einem schönen Moment dazu. Das haben wir im Kopf als Belohnung abgespeichert. Und wenn Sie körperlich gesund sind, gibt es erst einmal keinen Grund, auf eine Weinschorle beim Sundowner mit Freund*innen zu verzichten.

Ein Abend im Biergarten macht auch nüchtern Spaß. Warum fällt es uns so schwer, eine Apfelschorle zu bestellen?

Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, die auf das zentrale Nervensystem einwirkt und das Bewusstsein verändert, indem sie die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwindet und im Gehirn unterschiedliche Mechanismen auslöst. Zum Beispiel die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin, das in uns euphorische Gefühle hervorruft. Eine Apfelschorle kann uns diesen Dopamin-Kick nicht geben.

Spätestens nach dem zweiten Glas Wein haben Ex-Raucher*innen plötzlich auch wieder Lust auf eine Zigarette. Woran liegt das?

Genau wie Alkohol aktiviert Nikotin unter anderem die Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin sowie die von Endorphinen. Der*Die Raucher*in fühlt sich dadurch entspannt und zufrieden. Das Tückische dabei: Unser Gehirn registriert und speichert diese Effekte und assoziiert beide Substanzen mit positiven Gefühlen. Wer ein Glas Wein trinkt, bekommt daraufhin automatisch Lust auf eine Zigarette und umgekehrt, denn wir schlussfolgern unterbewusst, dass sich der Wohlfühleffekt vergrößert, wenn wir beides zusammen konsumieren.

Ein Irrtum?

Ja. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Die Komb

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