Das bleibt in der Familie …

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Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie sehr Sie durch die Geschichte Ihrer Eltern etwa geprägt werden? Menschen tragen nämlich tatsächlich den Rucksack anderer mit. Wie Sie dieses emotionale Erbe erkennen, entschlüsseln und wieder bei sich selbst ankommen, erklärt eine Expertin im Interview

INTERVIEW: BIANCA LEPPERT

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Da ist dieses diffuse Gefühl, es im Leben irgendwie nicht auf die Kette zu kriegen. Man sucht ewig nach dem oder der richtigen Partner*in, hat eine Affäre nach der anderen oder fühlt sich in der eigenen Familie als das schwarze Schaf. Was wir nicht wissen: Womöglich können wir dafür gar nichts – sondern werden in unserem Verhalten unbewusst von Familiengeheimnissen oder Mustern unserer (Groß-)Eltern gesteuert. Denn wie Wissenschaftler*innen herausgefunden haben, können bestimmte Erfahrungen und Erlebnisse unter intensivem Stress „Narben“ im Erbgut hinterlassen. Damit schreibt das emotionale Erbe unserer Familie unbewusst das Drehbuch unseres Lebens.

Aber, hey: Wir können es umschreiben. Indem wir den Mut aufbringen, uns damit auseinandersetzen. Die Psychoanalytikerin Dr. Galit Atlas hat sich in ihrem Buch „Emotionales Erbe“ auf Spurensuche gemacht. Aus den Fallbeispielen ihrer therapeutischen Praxis lernen wir, wie diese Verstrickungen aussehen, und können daraus Parallelen zu unseren eigenen Geschichten erkennen.

Frau Atlas, wie werden wir zu den Persönlichkeiten, die wir sind?

Einige unserer Eigenschaften sind genetisch bedingt, andere ergeben sich durch Umweltfaktoren wie die Erziehung. Wie stark der jeweilige Anteil an unserem Charakter ist, wissen wir nicht genau. Lange wurde die genetische Erbschaft sogar als unabänderliches Los angesehen. Die Wissenschaft der Epigenetik zeigt aber, wie die Ausprägungen der Gene und Umwelteinflüsse zusammenhängen. Sie beschreibt, wie sich Lebensumstände und speziell traumatische Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern auf die Ausprägung unserer Gene auswirken können.

Was bedeutet das genau?

Die Forschung zur Epigenetik hat herausgefunden, dass Gene ein „Gedächtnis“ haben, das von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden kann. Wir übernehmen also bestimmte Muster. Das betrifft nicht unsere DNA an sich, sondern den Spielraum, der festlegt, welche genetischen Eigenschaften wie stark zum Ausdruck kommen. Stresshormone haben großen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns und die biologischen Mechanismen der emotionalen Vererbung, zeigt die empirische Forschung.

Heißt das, wenn die Mutter durch bestimmte Erfahrungen in ihrem Leben eine sehr ängstliche Perso

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